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wie nachhaltig ist baumwolle?

Konsum

Ein Großteil unserer Kleidung besteht daraus: Baumwolle. Sie genießt einerseits einen guten Ruf als Naturprodukt, das sich gut verarbeiten lässt. Andererseits wächst die Pflanze nicht regional und ihr Anbau ist ressourcenintensiv. Wie nachhaltig ist Baumwolle wirklich?

Baumwollpflanze

Baumwolle oder Polyester?

Textilien aus Baumwolle haben viele Vorteile: Sie sind angenehm zu tragen, atmungsaktiv und weich. Grundsätzlich gilt die natürliche Faser auch als umweltfreundlicher: Denn Baumwolle ist ein Naturprodukt, das biologisch abbaubar ist. Synthetische Fasern wie Polyester oder Polyamid dagegen werden aus Erdöl gewonnen und sind per se (wie alle Kunststoffe) schwierig zu entsorgen. Zudem geben sie beim Waschen Mikroplastik ab, das ins Grundwasser gelangt.

Dennoch ist (konventionelle) nicht grundsätzlich umweltfreundlich. Aufgrund der hohen Nachfrage wird die Pflanze heute in über 80 Ländern angebaut – in vielen davon herrschen nicht unbedingt die klimatischen Bedingungen, die Baumwolle eigentlich benötigt.

Baumwolle hat einen hohen Wasserbedarf

Die Pflanze stammt ursprünglich aus den Tropen und benötigt viel Wasser: Rund 8.700 Liter Wasser werden für den Anbau von einem Kilogramm Baumwolle verbraucht.

Das ist vor allem deshalb problematisch, weil der Anbau häufig in trockenen Gebieten stattfindet und nur dank künstlicher Bewässerung funktioniert.

Das verbrauchte Süßwasser fehlt dann oft an anderer Stelle: Der Grundwasserpegel sinkt, eventuell wird Trinkwasser knapp. Der Aralsee gilt als eindrücklichstes Beispiel in diesem Kontext: Seine Zuflüsse wurden zur Bewässerung von Baumwollplantagen eingesetzt, der einst viertgrößte Binnensee der Erde – mit einer Fläche so groß wie Bayern – ist nun zu 90 Prozent ausgetrocknet. Übrig geblieben ist eine Salzwüste, die den Menschen dort keine Lebensgrundlage mehr bietet.

Lesetipp: Blogbeitrag Virtuelles Wasser

Geerntete Bauwmolle in Säcken
Geerntete Baumwolle

Hoher Einsatz von Pestiziden und Insektiziden

Die Baumwollpflanze wird in Monokulturen angebaut, was sie anfällig für Schädlinge macht. Rund ein Viertel der jährlich eingesetzten Insektizide landen auf Baumwollplantagen. Dort reduzieren sie nicht nur Tierbestand, sondern werden auch für den Menschen gefährlich: Viele Bäuerinnen und Bauern tragen keine oder nur mangelhafte Schutzkleidung, so dass sie beim Ausbringen der Pestizide in direkten Kontakt treten. Ein Teil des Gifts sickert zudem ins Grundwasser durch und belastet so größere Gebiete sowie die Trinkwasserversorgung.
Nach Schätzungen der WHO sterben jährlich ca. 20.000 Baumwollpflücker:innen durch Pestizide, viele weitere erleiden gesundheitliche Einschränkungen.

„Im Schnitt verschlingt die Menge Baumwolle, die in einem T-Shirt steckt, rund 150 Gramm Gift.“

Kirsten Brodde, Textilexpertin, Buchautorin, Bloggerin

Kinderarbeit

Baumwollkapseln
Baumwollkapseln vor der Ernte

Kinderarbeit ist weltweit ein großes Problem. Die ILO geht davon aus, dass rund 160 Millionen Kinder zwischen 5 und 17 Jahren arbeiten, davon etwa 60% in der Landwirtschaft – wie etwa beim Baumwollanbau. Sie sind dazu gezwungen, da das Einkommen der Eltern zu gering ist, um die Familie allein zu versorgen.

Die Folgen: Aufgrund der anstrengenden Tätigkeiten und dem hohen Pestizideinsatz leiden viele Kinder und Jugendliche schon früh unter gesundheitlichen Problemen. Sie können zudem wochenlang oder gar nicht am Schulunterricht teilnehmen, so dass es auch im Erwachsenenalter schwierig ist, eine höherqualifizierte – und somit besser bezahlte – Tätigkeit anzunehmen.

CO2-Ausstoß und Klimakrise

Die Verwendung von Pestiziden und Mineraldüngern verursacht viel CO2: Ein einzelnes T-Shirt verursacht auf diese Weise rund 7-9 kg Kohlendioxid – allein für den Anbau der verwendeten Baumwolle. Im weiteren Verarbeitungsprozess und dem Transport nach Europa fallen weitere Treibhausgasemissionen an.

Ist Bio-Baumwolle die Lösung?

Tatsächlich stellt zertifizierte Bio-Baumwolle eine deutlich nachhaltigere Alternative dar: Der Einsatz von synthetischem Dünger und Pestiziden ist im Bio-Anbau nicht erlaubt, was Böden, Klima und die Gesundheit der Bäuerinnen und Bauern schont. Auch Kinderarbeit ist verboten.
Zudem wird – laut einer Studie von Textile Exchange (2014) – der Wasserbedarf der Pflanzen im biologischen Anbau zu 95 Prozent durch Grünes Wasser gedeckt, d.h. durch Regenwasser, das sich im Boden befindet oder aufgefangen wird.

Mehr erfahren:

Ein Siegel, dass die Verwendung von Bio-Baumwolle garantiert, ist das GOTS-Siegel.

Hier findest du mehr Informationen dazu: “Wie gut ist GOTS?”

Das ist auch deshalb möglich, weil Bio-Baumwolle vor allem in Ländern angebaut wird, in denen keine allzu große Trockenheit herrscht.

Die Umstellung von konventioneller Landwirtschaft auf biologischen Anbau ist für viele Bäuerinnen und Bauern nicht einfach möglich – sei es, aufgrund von klimatischen Bedingungen, den damit verbundenen Kosten oder dem fehlenden Wissen.

Und nun?

Wer nachhaltige Textilien konsumieren möchte, sollte auch andere Materialien in Erwägung ziehen: Auch Leinen oder Hanf sind natürliche und biologisch abbaubare Rohstoffe, die sich für viele Textilien eignen.

Wenn es sich um ein Baumwollprodukt handelt, ist Bio-Baumwolle eindeutig die bessere Wahl: Klima, Umwelt und die Menschen vor Ort profitieren von den Standards.

Unabhängig vom verwendeten Material sollte aber vor jedem Kauf die Frage stehen: Benötige ich dieses Produkt? Wird es mir lange Zeit Freude bereiten? Denn unser heutiger (Über-)Konsum strapaziert die planetaren Grenzen unserer Erde, die nur über endliche Rohstoffe verfügt.

FAZIT

Grundsätzlich sind Baumwolltextilien deutlich nachhaltiger als Polyesterkleidung: Sie verlieren keine Mikroplastikfasern und sind biologisch abbaubar.
Wirklich gut für Mensch und Umwelt ist jedoch nur der bewusste Konsum von Bio-Baumwolle: Der Anbau kommt ohne Mineraldünger und Pestizide aus, das verwendete Wasser fehlt nicht in den ohnehin schon trockenen Anbaugebieten und es werden keine Kinder auf den Plantagen beschäftigt.

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