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rettet veganismus die welt?

Ernährung

Veganismus boomt: Eine Ernährungsweise, die die Welt verändern will – kann da was dran sein? Welche Auswirkungen hat eine pflanzliche Ernährung auf unser Klima, auf die Böden und das Wasser?

Vegane Bowl mit Obst und Muffins

Wer vegan lebt, ernährt sich ohne tierische Produkte, also ohne Fleisch und Fisch, Eier, Milch, Gelatine und Honig. Sehr oft erstreckt sich diese Lebensweise aber nicht nur auf die Ernährung, sondern beinhaltet auch den Verzicht auf Leder, Pelz und Wolle.

Insgesamt ernähren sich in Deutschland etwa sieben Millionen Menschen ohne Fleisch; das sind knapp 9 Prozent der Bevölkerung. Viele davon leben vegetarisch oder pescetarisch (d.h. ohne Fleisch, aber mit Fisch). Als vegan oder pflanzenbasiert bezeichnen aber immerhin ca. 1-2 Prozent der Bevölkerung ihre Lebensweise – das sind rund 1,6 Millionen Menschen.
Der Großteil dieser Menschen lebt städtisch, ist weiblich, jung und gebildet. Das legt nahe, dass Veganismus nicht nur ein kurzfristiger Trend ist, sondern sich weiterhin in der Gesellschaft ausbreiten wird.
Warum aber leben immer mehr Menschen vegan?

Vegane Bowl mit Salat und Suppe
Vegane Ernährung: Ohne tierische Lebensmittel

Einer der Gründe: Veganismus ist Klimaschutz

Der Einfluss der Ernährung auf den den CO2-Ausstoß und damit auf den Klimawandel ist groß: Das Umweltbundesamt geht davon aus, dass 15% unseres Treibhausgasausstoßes durch die Ernährung verursacht wird. Zum Vergleich: Der Faktor Mobilität (Autofahren + Fliegen) fällt mit 18,8% nur geringfügig höher aus.

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CO2-Berechnungen: Das Spiel mit den Zahlen

Die Berechnung unseres CO2-Ausstoßes ist kompliziert: Manche Quellen rechnen nur mit CO2, manche mit CO2e, also auch den CO2-Äquivalenten wie Methan und Lachgas. Dabei handelt es sich ebenfalls um Treibhausgase, die allerdings sehr viel stärker wirken als CO2 selbst – für die Berechnung werden sie also umgewandelt.

Des Weiteren kann man zwischen einer Quellen– und einer Verbrauchsbilanz unterscheiden: Erstere berechnet die Emissionen, die direkt bei der Produktion in Deutschland anfallen (etwa durch den Stromverbrauch). Eine Verbrauchsbilanz dagegen berücksichtigt die ganze Wertschöpfungskette, also auch jenen Teil der Produktion, der im Ausland anfällt.

Auch die Einteilung in Sektoren fällt unterschiedlich aus: Gehört bspw. der Stromverbrauch in die Kategorie “Wohnen” oder “Konsum”? Fällt die Herstellung von Autos in “Konsum” oder “Mobilität”?

Für wie viel CO2-Emissionen bin ich selbst verantwortlich? Das kannst du auf der Seite des Umweltbundesamtes ausrechnen: Zum CO2-Rechner

Trotz unterschiedlicher Berechnungen ist klar, dass Wohnen (und Heizen), Mobilität und Ernährung die drei “Big Points” sind, die unsere Treibhausgas-Emissionen in die Höhe treiben. Eine Reduzierung in jedem Bereich hat also spürbare Effekte.

Welchen Effekt hat eine pflanzliche Ernährung?

Laut einer Studie der Oxford University aus dem Jahr 2018 verringert jeder Mensch, der sich vegan ernährt, seinen jährlichen CO2-Ausstoß um rund 2 Tonnen. 

Zum Vergleich: Im Durchschnitt verursacht jede/r Deutsche etwa 11 Tonnen CO2-Äquivalente (also CO2 und andere Treibhausgase) pro Jahr, also etwa durch Wohnen, Heizen, Strom, Autofahren, Fliegen – und eben die Ernährung. Eine Reduktion von elf auf neun Tonnen, also um rund 18%, ist also eine der effektivsten und einfachsten Stellschrauben überhaupt.

Warum entsteht durch eine vegane Ernährung weniger CO2?

Schweineschauze
Die Erzeugung von einer tierischer Kalorie benötigt im Schnitt 7 pflanzliche Kalorien.

Der Hauptfaktor ist: Um Fleisch zu produzieren, muss zunächst ein Schwein, eine Kuh, ein Huhn über Monate gefüttert werden. Riesige Flächen werden genutzt, um ausschließlich Futterpflanzen zu produzieren. Über diesen “Umweg Tier” geht sehr viel Energie verloren: Im Durchschnitt müssen 7 pflanzliche Kalorien angebaut werden, um 1 tierische Kalorie zu erzeugen.

In anderen Worten: Wenn ich auf meinem Grundstück Getreide anbaue, mit der ich eine Kuh füttern kann, dann werden am Ende vielleicht 10 Menschen satt. Wenn ich auf meinem Grundstück die gleiche Menge Getreide anbaue, und wir essen die Pflanzen direkt – dann kann ich 70 Menschen davon ernähren.

Das hat natürlich große Auswirkungen auf den Hunger in unserer Welt, aber es macht auch einen großen Unterschied für das Klima: Unsere Böden und Wälder sind große CO2-Speicher. Jeder Waldboden, der in Ackerland verwandelt wird, setzt große Mengen an CO2 frei, die sich in der Atmosphäre ansammeln und den Treibhauseffekt verstärken. Der steigende Fleischkonsum führt dazu, dass mehr und mehr Waldflächen gerodet werden, um ausreichend Futterpflanzen anbauen zu können.
Ernähren sich mehr Menschen vegan, kann das freigewordene Ackerland dagegen wieder bepflanzt werden und die Emissionen weiter verringern.

Daneben gibt es natürlich noch weitere Faktoren, die sich auf das Klima auswirken, wie etwa der eingesetzte Dünger. “[A]llein durch die Herstellung der weltweit pro Jahr erzeugten 125 Millionen Tonnen Stickstoffdünger [werden] 800 Millionen Tonnen CO2 frei”, zitiert der sehr lesenswerte Fleisch-Atlas der Heinrich-Böll-Stiftung 2013 das Schweizer Forschungsinstitut für biologischen Landbau.

Einen geringeren, aber trotzdem relevanten Anteil haben die Transportwege. Bei tierischen Produkten müssen die Futtermittel zunächst zum Tier gelangen, ehe dann das fertige Produkt wieder zum Supermarkt gelangen muss. Für Fleisch, Eier und Milch fallen also auch zwangsläufig mehr Fahrten mit dem Schiff, Flugzeug oder LKW an, und damit CO2.

Auch die Produktion von pflanzlichen Lebensmitteln kann große Mengen CO2 verursachen; etwa durch den Anbau von Tomaten in beheizten Gewächshäusern oder durch den Transport im Flugzeug von Spargel oder Südfrüchten. Dennoch handelt es sich hier immer noch um deutlich geringere Werte als bei tierischen Erzeugnissen.

Von welchen Größenordnungen sprechen wir hier also? Die folgenden Zahlen geben an, wie viel Gramm CO2 pro Kilogramm Lebensmittel verursacht werden:

CO2 pro Kg Lebensmittel
(Die Quelle für diese Zahlen ist das wunderbare Buch “Klimaschutz fängt auf dem Teller an” von Sophia Fahrland*. Hier werden Zahlen und Zusammenhänge anschaulich grafisch aufbereitet. Klare Kaufempfehlung!*)

Nicht nur das CO2 ist ein Problem

Eine intensive Nutztierhaltung bringt allerdings noch weitere Probleme mit sich:

Belastung des Grundwassers durch Nitrat.
Nitrate sind wasserlösliche Salze, die in Mineraldünger, aber auch in Gülle vorkommen. Geringe Nitratwerte sind kein Problem; in den letzten Jahren und Jahrzehnten stieg die Konzentration jedoch stark an. Das liegt zum einen an dem häufigen Einsatz von Dünger, aber auch an der intensiven Nutztierhaltung: Je mehr Tiere als Fleischlieferanten gehalten werden, desto mehr Gülle fällt an. Um diese zu verarbeiten, bringen viele Landwirte heutzutage deutlich häufiger Gülle auf Grün- und Ackerland aus. Mit der Folge, dass auch der Nitratgehalt im Boden und im Grundwasser kontinuierlich ansteigt.

Zu viel Nitrat ist gefährlich für die Artenvielfalt:
Durch einen hohen Nitratgehalt übersäuern die Böden. Viele Pflanzen kommen damit nicht zurecht und werden von Löwenzahn und Brennnesseln verdrängt, also denjenigen Pflanzen, die mit dem stickstoffreichen Boden gut leben können. Löwenzahn an sich ist nicht schlecht – eine Wiese, auf der nur Löwenzahn wächst, bietet aber für viele Insekten nicht genug Nahrung. Und fehlen Insekten, fehlen bald auch Vögel und Amphibien. 
Ein hoher Nitratgehalt sorgt also für eine deutliche Reduktion der Artenvielfalt, sowohl bei Pflanzen als auch bei Tieren.

Löwenzahn auf der Wiese: Ein Zeichen für zu viel Nitrat im Boden.

Wasser wird zur Mangelware

Über die Belastung unseres Grundwassers durch Nitrat haben wir bereits gesprochen; global gesehen besteht aber noch ein anderes, vielleicht viel größeres Problem: Der immense Süßwasserverbrauch, der mit der Produktion tierischer Lebensmittel einhergeht. 70% unseres Süßwassers wird von der Landwirtschaft verbraucht, ein Drittel davon geht direkt oder indirekt in die Nutztierhaltung.

Denn die Futterpflanzen, die für Rinder und Schweine angebaut werden, müssen zunächst bewässert werden. Dieses indirekt verbrauchte Wasser wird virtuelles Wasser genannt (auch wenn der Verbrauch ganz und gar nicht virtuell, sondern sehr real ist). Süßwasser ist aber eine endliche Ressource, und wird sie an einer Stelle über die Maßen genutzt, fehlt sie anderswo. Wassermangel und damit Konflikte um Wasser werden – bei dem aktuell steigenden Fleischkonsum – also auch weiter zunehmen.

Wie viel Wasser aber verbraucht die Herstellung von Fleisch, Milch, Käse und – im Vergleich – Obst und Gemüse?

(Die folgenden Angaben gelten pro Kilogramm bzw. Liter und sind dem Fleisch-Altas der Heinrich-Böll-Stiftung entnommen):

Wasserverbrauch pro kg
FAZIT

Der (hohe) Konsum tierischer Produkte …

  • … verstärkt maßgeblich den Klimawandel
  • … belastet unsere Böden
  • … verringert die Artenvielfalt
  • … belastet unser Grundwasser, was Gesundheitsrisiken und Teuerungen mit sich bringt
  • … verschärft Wasserknappheit in trockenen Gebieten

Über viele weitere Auswirkungen des Fleischkonsums haben wir noch gar nicht gesprochen: Etwa die Abholzung des Regenwalds um das Futtermittel Soja anzubauen. Die Zerstörung lokaler Märkte in afrikanischen Ländern, da unser Fleisch den dortigen Markt überschwemmt. Multiresistente Keime, die sich in großen Mastbetrieben vermehren und gegen die wir kein wirksames Antibiotikum besitzen. Und natürlich auch, was die Intensivtierhaltung für die Tiere selbst bedeutet.

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